Die ARA Bachwis verbraucht jährlich rund 875'000 Kilowattstunden (kWh) Strom und ist damit nach dem Sportzentrum der Gemeindebetrieb mit dem zweitgrössten Verbrauch. Nebst stetigen Effizienzsteigerungen auf der Verbrauchsseite wurde 2018 auf dem Betriebsgebäude eine Photovoltaikanlage in Betrieb genommen, die jährlich rund 44'500 kWh Solarstrom produziert. Mit einem Solarfaltdach über den Klärbecken soll nun die Eigenproduktion um rund 293'500 kWh pro Jahr gesteigert werden.
Strom wird grösstenteils vor Ort genutzt
Der durch die Photovoltaikanlage erzeugte Strom kann grösstenteils direkt durch die ARA genutzt werden. In den Spitzenzeiten während der Sommermonate produzierte die Anlage 113'500 kWh mehr als benötigt werden. 39 Prozent des jährlich produzierten Stroms werden deshalb ins öffentliche Netz eingespeist. Daraus kann mit einem jährlichen Ertrag von rund 32'000 Franken gerechnet werden.
Bewährte Lösung in ARA und am Kronberg
Solarfaltdächer haben sich bereits in verschiedenen ARA bewährt, in der Ostschweiz etwa in Flums, Romanshorn, Münsterlingen und Steinach. Ihr Vorteil liegt darin, dass grosse Flächen doppelt genutzt werden können. Auch auf dem Parkplatz der Kronbergbahn wurde 2020 ein Solarfaltdach in Betrieb genommen. Dank integrierter Wetterstation funktionieren die Systeme autonom und sind vor Witterungsschäden geschützt.
Steigende Stromkosten dürften Mehrkosten kompensieren
Die Kosten für die Installation der Photovoltaikanlage belaufen sich auf 1'050'000 Franken. Dank Förderbeiträgen kann davon ausgegangen werden, dass sich die Kosten um rund 200'000 Franken reduzieren. Die Finanzierung der Investition läuft über die Spezialfinanzierung Abwasser und hat keinen Einfluss auf die Nettoverschuldung der Gemeinde Herisau.
Auf Basis der aktuellen Einspeisevergütung, der Strompreise sowie der Amortisation des Solarfaltdachs über 25 Jahre ist von jährlichen Mehrkosten von 7'860 Franken zulasten der Spezialfinanzierung auszugehen. Angesichts des von Branchenvertretern prognostizierten Anstiegs der Strompreise könnten die Mehrkosten bereits 2023 nahezu kompensiert sein.
Gute Erfahrungen als Naturstromproduzentin
Als Trägerin des Labels Energiestadt verfolgt die Gemeinde Herisau eine aktive Energiepolitik. Entsprechend einem Einwohnerratsbeschluss bezieht sie für eigene Bauten und Anlagen ausschliesslich Naturstrom. Die guten Erfahrungen mit der Eigenproduktion von Naturstrom auf dem Schulhaus Ebnet West und dem Betriebsgebäude der ARA Bachwis bestärken den Gemeinderat darin, dass die Gemeinde Herisau als Produzentin von Naturstrom eine aktive Rolle in der Energiewende spielen kann. Auch die derzeitige geopolitische Lage zeigt die Dringlichkeit, einheimische Energiepotenziale zu nutzen.
Der Einwohnerrat entscheidet am 21. September über das Geschäft. Bei einem Ja könnte die Installation ab Januar 2023 und die Inbetriebnahme frühestens im Frühling 2023 erfolgen.