- Kolumne Dr. Philipp Gut
Der Bundesrat verschärft die Massnahmen gegen das Coronavirus über die Festtage. Für ganze Branchen gilt ein Lockdown: Restaurants, Bars, Sportbetriebe, Kultur- und Freizeiteinrichtungen müssen schliessen. Das trifft viele Unternehmen hart.
Der Bundesrat handelt – aber handelt er richtig?
Weil gleichzeitig der Leidensdruck bei Menschen mit schwerem Krankheitsverlauf zunimmt und die Spitäler an ihre Kapazitätsgrenzen stossen, ist es nachvollziehbar, dass der Bundesrat handelt. Die Frage ist bloss: Handelt er richtig?
Zweifel am Sinn der Massnahmen
Pikanterweise sind kurz vor der Pressekonferenz mit Alain Berset und Simonetta Sommaruga (beide SP) bundeseigene Zahlen bekannt geworden, die Zweifel am Sinn der jüngsten Verschärfungen wecken.
Kaum Ansteckungen in Bars und Restaurants
Laut Erhebungen des in der nationalen Corona-Politik federführenden Bundesamts für Gesundheit (BAG) stecken sich nämlich nur wenige Menschen in Bars und Restaurants an (2,8 Prozent).
Unnötige Schulschliessung
Auch die Schulen, die im Frühjahr dichtmachen mussten, rangieren weit hinten in der Gefährlichkeitsliste (1,8 Prozent). Noch tiefer ist die Ansteckungsrate bei spontanen Menschenansammlungen (1 Prozent) und in Discos und Clubs (ebenfalls 1 Prozent).
Keine einzige Ansteckung beim Skifahren und in Läden
Aufhorchen lässt auch der folgende Befund: «Gemäss den neuen Daten zu den Ansteckungsorten fand weder in Skigebieten noch in Läden oder im öffentlichen Verkehr eine einzige Ansteckung statt», schreibt nau.ch, welches die Zahlen publik gemacht hat.
St. Gallen setzt noch einen drauf
Trotzdem gehen einzelne Kantone noch weiter als der Bund, schliessen praktisch alle Geschäfte und sogar Skipisten. So etwa St. Gallen. Dessen Gesundheitsdirektor, Bruno Dammann (CVP), fiel bisher mit einer recht vernünftigen Corona-Politik auf. Wie dokumentiert ist, nahm ihn Bundesrat Berset zusammen mit einigen weiteren kantonalen Gesundheitsdirektoren ins Gebet – offenbar mit Erfolg. Skifahren ist nun auf dem Kantonsgebiet verboten.
Politik mit dem Holzhammer
Wer bei den Fakten bleibt, stellt fest: Die Schutzkonzepte, die das Gewerbe mit viel Aufwand eingeführt hat, funktionieren. Null Ansteckungen in Läden und auf Skipisten – und dennoch saust der Hammer nieder.
Regierungen zerstören Vertrauen
Solch blindwütiger Aktionismus bringt nichts. Er schadet nur. Wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch. Denn der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält, ist das Vertrauen. Ist es einmal aufgezehrt, wird es schwierig, auch vernünftige und notwendige Massnahmen durchzusetzen.