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Kanton SG
27.08.2025

Machtmissbrauch im religiösen Kontext verhindern

Inhaltlich richtet sich der Kompass an Leitungs- und Fachpersonen sowie Freiwillige (Symbolbild) Bild: Archiv
Menschen im Kanton St.Gallen sollen ihren Glauben in einem sicheren Umfeld ausüben können. Religiöse und staatliche Stellen wollen ihre Verantwortung gegenüber rat- und hilfesuchenden Menschen bewusster und besser wahrnehmen. Dazu haben die Religionsgemeinschaften und der Kanton gemeinsam einen «Kompass zum Umgang mit Machtmissbrauch im religiösen Kontext» entwickelt. Der Kompass enthält praxisorientierte Leitsätze und Massnahmen im Bereich von Intervention, Nachsorge, Aufarbeitung und Prävention.

Der Kanton St.Gallen anerkennt die wichtige gesellschaftliche Rolle der verschiedenen Religionsgemeinschaften. Gleichzeitig hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass verstärkte Interventions- und Präventionsmassnahmen im Bereich Missbrauch notwendig sind.

Im Rahmen der «St.Galler Konferenz zu Fragen von Religion und Staat» haben sich die beteiligten Religionsgemeinschaften und der Kanton St.Gallen deshalb auf einen gemeinsamen Orientierungsrahmen verständigt.

Entwicklungsprozesse und gemeinsames Lernen fördern

Der Kompass soll Ausgangspunkt für Präventionsbemühungen und die damit verbundenen Entwicklungsprozesse in den einzelnen Religionsgemeinschaften sein. Dabei ist allen bewusst, dass sich die Gemeinschaften stark unterscheiden – sei es in Grösse, Struktur oder Ressourcen. Deshalb wird es nicht allen gleichermassen möglich sein, sämtliche Aspekte des Kompasses zeitnah umzusetzen.

Er gibt jedoch allen Beteiligten eine klare Richtung in Bezug auf Haltung und künftige Entwicklungen vor. Ergänzend finden sich darin aktuelle Links zu weiterführenden Informationen, Unterlagen, Weiterbildungen und Veranstaltungen – mit dem Ziel, dass sich Religionsgemeinschaften stärker vernetzen und voneinander lernen.

Inhaltlich richtet sich der Kompass an Leitungs- und Fachpersonen sowie Freiwillige. Er zeigt Handlungsoptionen auf: in der Aus- und Weiterbildung, im Umgang mit Risikosituationen, in der Bewältigung von Krisen, im empathischen Umgang mit Betroffenen oder bei der kritischen Reflexion der eigenen Organisation.

Fachtagung zum Thema Machtmissbrauch

Das Departement des Innern hat den Kompass am 4. Juni 2025 an einer Fachtagung zum Thema «Machtmissbrauch im religiösen Kontext» vorgestellt. Rund 40 Fachpersonen und Freiwillige aus Religionsgemeinschaften im ganzen Kanton nahmen daran teil.

Neben der Sicht der Betroffenen, die von Vreni Peterer, Präsidentin der «Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld», eingebracht wurde, beleuchtete Stefan Loppacher, Präventionsexperte der Fachstelle «MachtRaum», das Phänomen des «spirituellen Missbrauchs» als spezifisches Risiko in religiösen Kontexten.

Einen wichtigen Quervergleich ermöglichte zudem das Referat «Ethik im Sport» von Karin Iten, Fachspezialistin Gleichstellung und Diversität bei Swiss Olympic. Sie zeigte auf, dass Machtmissbrauch ein gesamtgesellschaftliches Phänomen ist und die Situation im Sport durchaus Parallelen zum religiösen Umfeld aufweist.

Vorstoss im Kantonsrat

Die Arbeiten des Departementes des Innern gehen auf den im Herbst 2023 veröffentlichten Bericht zum sexuellen Missbrauch im katholischen Umfeld zurück. In ihrer Antwort auf das Postulat (43.23.01) «Sexueller Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche: Verhältnis zwischen Kanton und Religionsgemeinschaften überprüfen» hielt die Regierung fest, dass das Thema Missbrauch in Religionsgemeinschaften in der «St.Galler Konferenz zu Fragen von Religion und Staat» vertieft behandelt werden soll.

Zwischen Frühjahr 2024 und Sommer 2025 führte das Departement des Innern mehrere Sitzungen mit den Religionsgemeinschaften durch – unter anderem unter Mitwirkung der Opferhilfe SG-AR-AI.

Der Kompass zum Umgang mit Machtmissbrauch im religiösen Kontext ist hier zu finden.

pd/stz.