Claudia Vamvas hat Simon Helbling zum Interview getroffen.
Simon, als Regisseur von «Game Over» bist du zurzeit ein gefragter Interviewpartner. Wie gehst du mit dieser Aufmerksamkeit um?
Es ist mir sehr unangenehm. Ich verstehe natürlich, dass es wichtig ist, es gehört dazu und es sind meist auch sehr nette Gespräche. Aber es gibt schon einen Grund, weshalb ich hinter der Kamera stehe und nicht davor. Dazu kommt: Ich habe zwar die künstlerische Verantwortung, aber der Film ist ein totaler Teamsport!
Du bist in Andwil aufgewachsen. Welcher Weg hat dich an diesen Punkt gebracht, an dem du heute stehst?
Geprägt hat mich bestimmt die Zeit am Gymnasium Friedberg. Ich interessierte mich für Philosophie und da es für die unteren Semester noch keinen Philosophieunterricht gab, fragte ich den Philosophielehrer, ob er mich unterrichten würde. Er gab mir tatsächlich Privatunterricht und erstellte eine Lektüreliste für mich. Später absolvierte ich in der Psychiatrie in Wil meinen Zivildienst, was mich auf jeden Fall auch geprägt hat.
Wann hast du zum ersten Mal deine Faszination für Film und Theater bemerkt?
Ich spielte sowohl im Gymnasium als auch in Andwil Theater und kam darüber auch zum Film. Es war der Moment, als ich entdeckte, dass Regisseur ein Beruf ist und was man dabei eigentlich macht. Da war für mich sofort klar: Das will ich machen.
Von Andwil bist du über Zürich in London gelandet. Hast du nie gedacht: als Nächstes New York?
Nein, nie! Für mich war ganz klar, dass ich in die Schweiz zurückkehre. Ich habe das Gefühl, dass ich nur in der Schweiz ernsthaft erzählen kann. Und zwar wegen Aromat [lacht]: Nehmen wir an, ich habe ein cooles Skript und ich soll eine Essensszene erzählen. Sobald ich ein Aromat auf den Tisch stelle, weiss ich, was ich damit erzähle. Müsste ich nun ein Abendessen in einer britischen Arbeiterfamilie erzählen, könnte ich das nicht. Klar, ich könnte recherchieren, könnte mit den Leuten reden, könnte die Codes lernen – aber ich glaube, zum Beispiel in New York würde mir die Hälfte meines Farbkastens fehlen. Und ich kenne das amerikanische Aromat nicht!
Bist du jemand, der ganz Allgemein gerne von aussen aufs Geschehen blickt?
Ja und nein. Man beobachtet von aussen, aber sobald man die Geschichte erzählt, ist man auch mittendrin. Gerade im Dokumentarfilm ist es eine seltsame Situation. Einerseits möchte ich eine gewisse Distanz behalten, andererseits bin ich in einer Beziehung mit den Menschen. Aber, kurz gesagt: Ja, ich bin gerne draussen.