Gerade seit der Coronakrise ist die Generationenfrage ins Zentrum der Öffentlichkeit gerückt. In den letzten Monaten war von allen Seiten viel Kulanz und Solidarität gefordert. Da wird schnell vergessen, dass der Generationendialog schon vor Corona ein bedeutendes Thema und auch eine Herausforderung für die Gesellschaft war. Diesem Thema ist auch der «Internationale Tag der älteren Menschen» am 1. Oktober gewidmet. An diesem Tag soll die Gesellschaft daran erinnert werden, welche Leistungen Seniorinnen und Senioren für unsere Gesellschaft erbringen und welchen Gewinn sie für ein wertschätzendes Miteinander sind. Doch der Tag soll auch eine Gelegenheit dafür sein, der Gesellschaft zu zeigen, dass das Alter nicht nur Vorteile bringt, sondern auch besondere Bedürfnisse.
Seniorinnen und Senioren haben in manchen Bereichen nicht die gleichen Möglichkeiten wie jüngere Generationen. Gerade zum Beispiel persönliche Begegnungen sind für die Seniorinnen und Senioren sehr wichtig, wobei aber Kontakte über das Internet für sie noch eine untergeordnete Rolle spielen. Dies bestätigt auch Amanda Gatti, Ressortleiterin Sport und Bildung Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden. Gatti bietet in Herisau ein Speeddating für Seniorinnen und Senioren an: «Die sogenannte Schatz-Suche bietet für ältere Menschen eine Möglichkeit sich in einem unverbindlichen Rahmen und dennoch sehr persönlich kennenzulernen. Denn auch im Alter ist die Suche nach einer Partnerschaft ein grosses Bedürfnis und auf Plattformen wie Tinder sind unsere Seniorinnen und Senioren ja eher selten unterwegs», wie sie mit einem Augenzwinkern sagt. «Am Anfang braucht es etwas Mut», so erzählt uns Gatti, «aber am Ende sind ja alle gleichgesinnt und so haben sich neben einer Partnerschaft auch bereits viele Freundschaften ergeben».
Ein Paar, dass sich 2019 über die Schatz-Suche kennengelernt hat, ist Rosita Amor (71) und Karl Fässler (72). Obwohl die gebürtige Spanierin und der «Appenzeller Macho», wie Amor Fässler liebevoll bezeichnet, auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind, waren sie sich beim Speeddating auf den ersten Blick sympathisch. Rosita begeisterte vor allem Karls freundliche und gutmütige Ausstrahlung und Karl fühlte sich sofort angezogen von Rositas Tiefgründigkeit und ihrer kommunikativen Art. Die beiden trafen sich nach der Schatz-Suche wieder und sind nun nach einem Jahr Beziehung in Pfäffikon ZH zusammengezogen. Rosita erzählt: «Gerade in unserem Alter braucht man viel Willen für so eine Beziehung. Man hat schon seine Eigenheiten und muss erst einmal zusammenwachsen, aber wenn das funktioniert, dann ist es umso schöner.» Auch Karl bestätigt: «Es wäre doch langweilig, wenn man nie Diskussionen hat. Ich mag es gerade besonders an Rosita, dass wir so spannende Gespräche und eben manchmal, das gehört dazu, Meinungsverschiedenheiten haben. Aber solange man nicht nachtragend ist, gibt es keine Probleme.» Heiraten kommt für die beiden aber trotzdem nicht mehr in Frage. Karl sagt: «Wir haben unser Glück gefunden und möchten so nun einfach noch möglichst lange weitermachen und unsere Zeit geniessen.»
Die Schatz-Suche, welche nächstes Mal am 26. November stattfindet, ist nur eines der zahlreichen Angebote der Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden. So bietet die Organisation neben sozialen Events auch Unterstützung im Alltag zum Beispiel mit Sozialberatungen, Unterstützung beim Ausfüllen von wichtigen Dokumenten wie der EL-Anmeldung oder Patientenverfügung sowie ein umfangreiches Kursangebot an.
Pro Senectute ist auf Freiwilligenarbeit und auf Unterstützung vom Staat sowie private Spenden angewiesen. Dafür leisten sie einen grossen Beitrag zum Generationendialog im Kanton. Weitere Informationen zu den Tätigkeiten und den Angeboten von Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden finden sich auf www.ar.prosenectute.ch oder direkt an der Geschäftsstelle an der Gossauerstrasse 2 in Herisau.