Die aktuellen Berufsreformen der Kaufleute und des Detailhandels fordern Lehrpersonen und Schulleitungen seit über zwei Jahren stark, denn es wird ein grundlegender Systemwechsel vollzogen. Die Unterrichtsinhalte werden neu nach Handelskompetenzen ausgerichtet, die bisherigen Fächer fallen weg. Die Ausbildung zur Kauffrau bzw. zum Kaufmann ist nach wie vor die meistgewählte Grundausbildung der Jugendlichen, während Detailhandelsfachfrau/-mann am drittmeisten gewählt wird. Im Detailhandel sind bereits auf Lehrbeginn 2022 die reformierten Grundbildungen in Kraft getreten. Das 1. Lehrjahr der kaufmännischen Grundbildung nach neuer Bildungsverordnung startet im Sommer 2023.
Einheitliche Umsetzung und Nutzung von Synergien
In der Ostschweiz haben sich 13 Berufsfachschulen aus sieben Kantonen dazu entschieden, die Umsetzung der beiden Berufsreformen gemeinsam zu bewältigen. Diese Kooperation hat im Vorfeld viele Entscheidungen bedingt, damit alle mit derselben Lernplattform und denselben Lehrmitteln arbeiten und dieselbe Umsetzung verfolgen. Von dieser einheitlichen Umsetzung profitieren auch die Unternehmen, da alle Lernenden dieselbe Ausbildung mit denselben Anforderungen erhalten. Zu den beteiligten Kantonen gehören Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Glarus, Graubünden, Schaffhausen, Thurgau und St.Gallen. In seiner Eröffnungsrede betonte Philipp Müller, Rektor des KBZSG: «Eine so bedeutende Zusammenarbeit hat es meines Wissens in der Berufsbildung noch nie gegeben». Zwischen den Berufsfachschulen werden durch die gemeinsame Entwicklung der Unterrichtsinhalte Synergien genutzt und es findet ein ständiger Erfahrungs- und Wissenstransfer statt.
In 36 Workshops gemeinsam Unterricht gestaltet
Rund 350 Berufsfachschullehrpersonen der Kaufleute, des Detailhandels und der Berufsmaturität und die Schulleitungen haben neben weiteren Gästen am Ostschweizer Reform-Tag teilgenommen. Die Unterrichtsinhalte der reformierten Grundbildungen werden in sogenannten Lernpfaden digital abgebildet. Bei deren Vermittlung werden unterschiedliche Lernformen aus Präsenz- und E-Learning (Blended Learning) angewendet. In 36 interaktiven Workshops wurden die bereits im Einsatz stehenden Lernpfade des Detailhandels und die künftigen Lernpfade der Kaufleute aufgezeigt und vertieft diskutiert. Zudem standen Workshops wie Lern-Coaching, Moodle-Kurse, Erfahrungsberichte von Detailhandels-Lernenden des 1. reformierten Lehrjahrs und Schalterstunden mit zahlreichen Fachpersonen aus den Branchen, den überbetrieblichen Kursen, den pädagogischen Hochschulen St.Gallen und Graubünden und Regierungsrat Alfred Stricker des Kantons Appenzell Ausserrhoden zur Auswahl. Der Reform-Tag bot so die einmalige Gelegenheit, gemeinsam die Vorarbeit aller Arbeitsgruppen zu konsolidieren, damit die Einführung des 1. KV-Lehrjahres sowie die Weiterführung des 2. Detailhandel-Lehrjahres bestmöglich gelingt.