Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Lifestyle
01.12.2022

Schweizer Spielplätze unter der Lupe: stop2drop liefert beunruhigende Ergebnisse

Bild: stop2drop
Die neueste Analyse stellt die Sicherheit von Schweizer Spielplätzen in Frage: Im Durchschnitt liegen 77 achtlos weggeworfene Zigarettenstummel auf jeden Spielplatz herum, dabei stellen die giftigen Stummel eine unmittelbare sowie langfristige Gefahr für Kinder dar.

Es ist der Albtraum aller Eltern, dass ihr Kind etwas Giftiges in den Mund nimmt. "Vor kurzem hat meine einjährige Tochter beim Spielen auf dem Spielplatz einen Zigistummel in den Mund genommen. Ich war entsetzt! Ich weiss, dass es sehr giftig ist. Wieso lassen sie so viele Zigistummel auf Spielplätzen liegen? Die Stummel sind eklig und gefährlich!" ärgert sich Sylvie, dreifache Mutter (34) aus Zürich.

Der achtlos weggeworfene Zigarettenstummel, ein giftiger Übeltäter. Er verschmutzt Strassen, Haltestellen, Parks und ist besonders gefährlich auf Spielplätzen, denn das Verschlucken der Stummel kann zu Vergiftungen führen.

1 Stummel verunreinigt 1'000 Liter Wasser

Stummel sind schmutzig und gefährlich: Sie bestehen aus Plastik (Cellulose Acetat – siehe Info-Box) und enthalten über 7000 giftige Chemikalien, die durch Regen und Schnee in die Natur gelangen, unser Wasser verschmutzen und dabei die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt gefährden.

488 Zigarettenstummel auf einem Spielplatz

Laut der aktuellen Analyse von stop2drop, einer NGO, die sich gegen Zigaretten-Littering einsetzt, lagen auf Schweizer Spielplätzen im September und Oktober durchschnittlich 77 Zigarettenstummel herum. Von den 42 untersuchten Spielplätzen waren 95% mit Zigarettenstummel übersät - einer davon sogar mit 488 Stummeln, die über einen ansonsten kinderfreundlichen Platz verstreut waren.

Auf den 10 analysierten Ostschweizer Spielplätzen waren 553 Zigarettenstummel zu finden. Zu viel, wie Gabriele Aebli, zweifache Mutter und Vize-Präsidentin des WWF Thurgau, findet: «Ich bin erschrocken, in welchem Ausmass rauchende Eltern und Jugendliche Zigistummel achtlos auf den Boden werfen, erst recht auf Kinderspielplätzen.»

Nebst den unmittelbaren Risiken der Zigarettenstummel für die Kinder ist das Rauchen auf Kinderspielplätzen auch aus anderen Gründen ein Problem. «Wenn ältere Jugendliche und Erwachsene vor Kindern rauchen, dann erhöht das die Chance, dass Kinder später selbst anfangen, um das Dreifache,» sagt Markus Dick, Geschäftsführer bei stop2drop.

Bild: stop2drop

Mehr rauchfreie Orte

Zwei Schlussfolgerungen sind für stop2drop klar: Kinder brauchen mehr saubere und rauchfreie Orte zum Spielen und es ist zentral, dass Raucher:innen erkennen, welchen Schaden sie anrichten, wenn sie ihre Zigarettenstummel auf den Boden werfen und vor den Augen von Kindern rauchen.

stop2drop befasst sich mit beiden Themen und plant weitere partizipative, gross angelegte Analysen und Aktionen im ganzen Land. Dazu ermuntert stop2drop Eltern, die das Problem auch wahrnehmen, das Präsidium ihrer Wohngemeinde zu kontaktieren, um das Thema auf lokaler Ebene voranzutreiben.

Cellulose Acetat  

Zigarettenfilter werden in der Regel aus Cellulose Acetat Fasern hergestellt. Cellulose Acetat ist ein thermoplastischer Kunststoff, der aus der Natur-Zellulose in einer Reaktion mit Essigsäure gewonnen wird. Durch die chemische Modifikation der Zellulose zu Cellulose Acetat ist die Faser nicht mehr als Nahrungsgrundlage für Mikroorganismen verwendbar und damit schwer biologisch abbaubar. Bis ein Stummel in der Natur zu schädlichem Mikroplastik zerfällt, dauert es rund 15 Jahre. Gemäss Bundesamt für Umwelt geben Gemeinden jedes Jahr rund 52 Millionen Franken aus für die Beseitigung und Reinigung von Zigaretten-Littering.

Über stop2drop  

stop2drop wurde von einer 10. Schulklasse im Kanton Bern initiiert und später im «Experiment Nichtrauchen» weiterentwickelt. In einer nationalen Aktion im Frühling 2021 haben Hunderte von Freiwilligen aus der ganzen Schweiz innerhalb von zwei Wochen 960‘000 Stummel gesammelt. Seit Mai 2022 ist stop2drop als unabhängige NGO in einem Verein organisiert.

Das Ziel von stop2drop ist es, in der Schweiz und darüber hinaus ein Bewusstsein zum Thema Zigaretten-Littering zu schaffen und die Bevölkerung und die Politik für die Umweltverschmutzung durch Tabak und Zigarettenstummel zu sensibilisieren. Zudem arbeitet stop2drop mit einem starken Partner-Netzwerk aus der Tabakprävention und dem Umweltschutz zusammen. Das Projekt «stop2drop» wird durch den Tabakpräventionsfonds im Rahmen des Kinder- und Jugendprogramms finanziell unterstützt.

Möchtest du dich aktiv beteiligen? Finde weitere Infos auf der Webseite (www.stop2drop.ch), abonniere den Newsletter und folge stop2drop auf Instagram (@stop2drop_de).  

Save The Date: Die nächste nationale Zigarettenstummel-Sammelaktion findet vom 9. bis 23. Mai 2023 statt.

stop2drop / herisau24.ch